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Peter Wohlleben ist gelernter Förster. Mit seinem Buch Das geheime Leben der Bäume beleuchtet er eine der Öffentlichkeit vorenthaltene Welt und überrascht nicht nur den Laien, sondern auch kundige Leser mit seiner Expertise. Als Förster verbrachte er die meiste Zeit damit, sich um das Wohl des Waldes zu kümmern. Leider beschränkte sich seine Einflussnahme darauf, den Marktwert der Bäume zu schätzen, damit sie im Sägewerk optimal verarbeitet werden konnten. Erst nach vielen Jahren wandte er sich der Sprache der Bäume zu. Auf beinahe psychoanalytische Weise erklärt Peter Wohlleben, dass diese majestätischen Wesen über unterirdische Leitungen miteinander kommunizieren können, die Fähigkeit besitzen sich gegenseitig vor Fressfeinden zu warnen, Schmerz empfinden und Pilz – Partnerschaften eingehen.
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Es heisst, im Schwarzwald ist die Luft besonders rein. 365.000 Hektar verschiedener Baumarten filtern CO₂ aus der Luft und speichern dieses in Stamm, Ästen und Wurzelwerk. Im Laufe ihres Lebens entziehen sie der Atmosphäre in etwa 20 Tonnen Kohlenstoffdioxid, welches für das Holzwachstum benötigt wird. Stirbt ein Baum, wird ein Teil der Treibhausgase der Natur wieder zugeführt, denn Pilze und Bakterien atmen diese bei der Verdauung wieder aus. Der Baum-Kadaver wird zerfallen und das CO₂ bleibt Teil des Ökosystems. In ferner Zukunft entsteht daraus Braun- oder Steinkohle. Interessant ist auch zu wissen, dass ein Fünftel aller Tier und Pflanzenarten auf das Totholz angewiesen sind. Peter Wohlleben spricht von 6000 uns bekannter Tierarten.
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Der Baum. Ein majestätisches, friedliches Wesen. Unter der Erdoberfläche sieht es jedoch anders aus. Jede Spezies versucht mit Hilfe der Ausbreitung ihres Wurzelgeflechts, den nahrhaftesten Boden einzunehmen und andere Baumarten von ihrem Territorium zu verdrängen. Wer sich verbündet, hat bessere Chancen. Der Baum sucht sich einen Pilzpartner, welcher sich an die Baumwurzeln heftet und sein Myzel weit verbreitet. Im Gegenzug füttert der Baum den Pilz mit Zucker und anderen Kohlehydraten. Somit entsteht ein Netzwerk, das den Bäumen untereinander zur Kommunikation dient. Über das verbindende Geflecht werden Informationen, wie beispielsweise ein bevorstehender Insektenangriff, ausgetauscht und die Riesen können sich gemächlich gegen die Attacke rüsten.
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Knabbert ein Insekt am Stamm oder an den Wurzeln des Baumes so schmerzt ihn das, denn auch wenn sich der Impuls nur sehr langsam ausbreitet (1 cm/min), verändert sich das Gewebe um die Bissstelle herum. Im selben Moment werden seine Artgenossen mit Hilfe elektrischer Signale und bestimmten Duftstoffen über die Knabberattacke informiert und beginnen Abwehrstoffe in ihrem Blätterdach einzulagern (Zitat 1). Wenn Bäume ihre Duftsignale aussenden, passen sie diese der jeweiligen Gefahr an. Schmecken können sie auch, denn sie differenzieren zwischen dem Speichel verschiedener Insekten und locken sogar Fressfeinde gezielt an.
Peter Wohllebens Buch Das geheime Leben der Bäume – Was sie fühlen , wie sie kommunizieren – die Entdeckung einer verborgenen Welt erschien erstmals 2015 im Ludwig Verlag. Bis heute wurden 500 000 Exemplare verkauft.
Zitat 1: Anhäuser, M: Der stumme Schrei der Limabohne, in: MaxPlanck-Forschung 3/2007, S. 64-65